Rock me, Amadeus

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sabine grofmeier

Wir befinden uns im Jahre 2016 nach Christus. Der ganze Hamburger Kiez ist musikmäßig von Mickie Krause und anderen „Ballermännern“ besetzt… Der ganze Kiez? Nein! Ein von unbeugsamen Musikerinnen besetzter Club hört nicht auf, den Eindringlingen Widerstand zu leisten.

Sonntagabend im „Kukuun“ am Spielbudenplatz. Draußen vor der Tür rüstet sich die Reeperbahn allmählich wieder für die allabendliche Party, und ich frage mich, mit welchem „Zaubertrank“ Sabine Grofmeier der feierwütigen Masse entgegentreten will. Die Antwort ist erstaunlich unspektakulär: Mit ihrer Klarinette.
Und als sie zu spielen anfängt wird mir klar, dass sie damit tatsächlich eine Art „Zaubertrank“ besitzt. Oder beser: „Verzaubertrank“. In der Sprache der Klassik-Profis klingt das etwas dröge: „Sabine Grofmeier zählt zu den herausragenden Künstlerinnen ihres Fachs. Sie spielte als Soloklarinettistin der Jungen Deutschen Philharmonie, der Philharmonie der Nationen und der Orchesterakademie des Bayerischen Rundfunks“, heißt es im Pressetext. Und weiter: „Sie war langjährige Soloklarinettistin der Klassischen Philharmonie Bonn, des Kölner Kammerorchesters und regelmäßig zu Gast beim Radio-Sinfonieorchester Saarbrücken, dem Ensemble Musikfabrik NRW sowie dem Gürzenich-Orchester Köln und den Düsse2460 farbeldorfer Philharmonikern.“ Aha. Das ist wie bei meinem Freund Herbert: Der kann klasse tapezieren. Das kann man aber auch nicht beschreiben, das muss man sehen!

Und genauso ist das bei Sabine Grofmeier und ihrer Pianistin Eleonora Kotlibulatova. Von den meisten Stücken, die im „Kukuun“ auf dem Programm stehen, habe ich im Leben noch nichts gehört, und die Komponisten sagen mir auch nur insofern etwas, weil es zur Allgemeinbildung gehört. Also lasse ich mich von Sabine Grofmeier einfach entführen. Von Kreislers „Liebesleid“ über Rossini bis hin zu Leonard Bernstein. Ich entdecke ein mir völlig unbekanntes Stück von Mozart („Alla turca“), erinnere mich an Audrey Hepburn als „Holly Golightly “ in „Frühstück bei Tiffany“ (als „Moon River“ intoniert wird) und vergesse für einen Moment, dass ich Czardas noch nie etwas abgewinnen konnte.

261_bearbeitet-2-2Und auch das zeichnet das Konzert von Sabine Grofmeier aus: Es ist eine „Tour de Force“ durch die verschiedenen Epochen und Stile der Musikgeschichte, ist dabei aber absolut harmonisch und verdammt unterhaltsam. Und, ein großer Dank an Organisatorin Sabine Hengesbach: Das Ganze läuft sehr entspannt ab – ohne Frack und Abendkleid, ohne elitäres Gehabe, ja, sogar etwas zu trinken gibt´s während des Konzerts. So baut man Schwellenängste ab! Zurück auf der Straße merke ich, dass ich plötzlich auch Superkräfte habe. Wie die Gallier. Die wummernden Bässe aus den vorbeifahrenden Autos können mir ebenso wenig etwas anhaben wie „Schatzi, schenk mir ein Foto“.

Danke, Sabine – sowas braucht man einfach zwischendurch.

Story: Markus Becker
Fotos: Andreas Bonné

https://promistadt.de/welche-stadt/promis-in-hamburg/235-sabine-grofmeier-im-kukuun.html



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