Richtet man sein Ohr und Auge auf den Medienhimmel, so scheint es neben Sabine Meyer und Sharon Kam als leuchtende Sterne der Größenordnung1
im Moment keine weiteren Klarinettendamen vergleichbarer Helligkeit zu geben. Daß dem nicht so ist, beweist jetzt eine von der Solistin Sabine Grofmeier vorgelegte CD-Produktion. Keinesfalls handelt es sich dabei um eine private PR-Maßnahme classic-clip on demand
, sondern um ein von der Gesellschaft zur Förderung der Westfälischen Kulturarbeit e.V. und der Theodor-Cordes-Stiftung doppelt gesponsertes Projekt.
In der Tat stecken die nur in Stichworten zu erwähnenden hundertfältigen Vorleistungen einer jungen Meisterbläserin dahinter, auch wenn sie im selbstverfassten Beiheft aufgrund der eigenen, respektablen Rückschau neben den wissenskundigen und schreibgewandten Werkerläuterungen ihren Geburtsjahrgang dezent verschweigt. Gegenwärtig agiert sie als künstlerische Leiterin des Internationalen Musikfestivals Capdepera auf Mallorca, kann aber so gut wie alle prominenten Repräsentanten ihres Instrumentes als Ausbilder und Schrittmacher vorweisen (auch die allenthalben gefeierte andere
Sabine!). Vergleichbares gilt für die Aufzählung von erfolgreicher Teilnahme an hochkarätigen Wettbewerben, ihre Orchesterpraxis, Konzertengagements, die interkontinentalen Gastauftritte und Zusammenarbeit mit führenden Dirigenten. Und dennoch: trotz ihrer sympathischen Erscheinungsform kein Wort von ihr und über sie in den Medien?
Nun also kommt ihr Dennoch!
zum Zuge, gemeinsam mit der nicht minder begabten, aus Vietnam stammenden Pianistin Tra Nguyen. Vom ersten Takt an schlagen beide Musikerinnen voll zu: Webers Grand Duo Concertant zum Aufheizen. Perfekt! Dann als Katalogpremiere die Stimmungen eines Fauns Opus 11 von der viel zu wenig beachteten Ilse Fromm-Michaels (1888-1986). Als unbegleiteter Bläserbeitrag, Messiaens symbolträchtigem Abgrund der Vögel nahezu ebenbürtig, glücken der Interpretin diese Bewährungsstücke für Feingefühl und Ausdrucksfülle außerordentlich gut. Alban Bergs häufiger zu hörende Aphorismen op. 5 für Klarinette und Klavier, abschließend Schumanns nicht minder häufig aufgeführte Fantasiestücke op. 73 sind da „nur“ noch allfällige Bestätigungen eines Multitalents, das sich mit dem vorliegenden Ergebnis vielleicht eine erhöhte Medienpräsenz sichern kann. Ihrer Klavierpartnerin gebührt allerdings ein entsprechender Platz mit Namensnennung auf der CD-Titeloptik.
– Gerhard Pätzig –